Wer eine Erklärung sucht, fragt sich „warum“. Wer eine Lösung sucht, fragt sich „wie“!
Die moderne Verhaltenstherapie ist eine weltweit anerkannte Psychotherapiemethode, die auf das konkrete Verhalten, sowie die Kognition (Denken, Überzeugung, Einstellungen) des Patienten/Klienten besonderes Augenmerk legt.
Die klassische Verhaltenstherapie geht ähnlich wie die Schulmedizin, von einem oder mehreren genau definierten Problemen aus, die aus mehreren Perspektiven analysiert werden. Doch die VT ist nicht problem-, sondern ziel- und lösungsorientiert: Denn die Beschäftigung mit dem Problem dient hier keinem Selbstzweck, sondern der Klient selbst wird letztlich unterstützt, konkrete Lösungsschritte zu finden und zu setzen.
Die VT ermöglicht Verhaltensänderung. Sie geht davon aus, dass Verhalten erlernt ist und sich gewünschtes Neuverhalten somit in der Therapie systematisch neu aneignen lässt. Mit dem nötigen Gleichgewicht von Einfühlungsvermögen konfrontativer Provokation, und auf Basis relevantes Fachwissen unterstützt der Therapeut den Klienten seinen Heilungsweg schrittweise und strukturiert zu planen und zu gehen. Die VT versteht sich dabei als eine an der empirischen Wissenschaft nahe verankerten Therapiemethode und ist bemüht, ihr Behandlungskonzept durch bewährte Methoden zu konzipieren und ihre Wirksamkeit durch zahlreiche Studien stets aktuell zu belegen. Im Zuge der wissenschaftlich-empirischen Ausrichtung wurde versucht, sämtliche Behandlungsverfahren zu manualisieren. Inzwischen existieren gute Handbücher für einige psychische Leiden, die der Therapeut Schritt für Schritt verfolgen kann. Der Vorteil hierbei ist: Die Therapie kann strukturiert und transparent sein, und die therapeutische Kompetenz ist vermittelbar und erforschbar. Die Gefahr würde darin bestehen, wenn nur reine Techniken gelehrt, gelernt und praktiziert werden bzw. wenn Nicht-Therapeuten die Manuale anwenden und ihre Leistungen (auch in der Forschung) als Verhaltenstherapie deklarieren würden. Doch die Rezeption eines Manuals macht die verhaltenstherapeutische Fertigkeit nicht aus.
Ich persönlich vertrete den Ansatz einer für jeden Klienten maßgeschneiderten Verhaltenstherapie. Denn jeder Mensch ist einzigartig und als Individuum zu sehen. Die Psychotherapie sollte sich daher meiner Ansicht nach zwar an den bewährten Anleitungen und Theorien orientieren, aber dennoch die Einzigartigkeit einer jeden Person berücksichtigen. Meiner Meinung nach ist die Kompetenz, diese Einzigartigkeit des Einzelnen zusammen mit dem allgemeinen-empirischen Fundus therapeutisch zu nutzen, die therapeutische Handhabung per excellence.
Letztendlich wird der Mensch nicht einfach von außen gesteuert. Und mit diesem Axiom lässt sich die VT mit der Existenzanalyse und Systemischen Therapie verbinden; einerseits indem der Mensch zu Situationen im Leben unweigerlich aktiv Stellung nimmt und in der Therapie lernen kann, diese Stellung bewusst und zielgerichtet zu beziehen und in der Folge Verantwortung (nicht Schuld!) für gewünschte Änderungen zu übernehmen. Anderseits ist der Mensch mit seinem (Krankheits)verhalten, in Konstruktion der eigenen Kognitionen, in einem Kontext, in einem System, und in Verbundenheit mit der Um- bzw. Mit-Welt, die alle stets zu berücksichtigen sind.